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Sepsis: Die unterschätzte Gefahr
Bei einer Sepsis reagiert die Körperabwehr über. Warum es jeden Menschen treffen kann, selbst kleine Infektionen lebensgefährlich werden können, und was dann zu tun ist.
Manchmal machen Mediziner:innen aus einer Mücke einen Elefanten. Oder anders formuliert, sie behandeln den Stich des Blutsaugers als Notfall. Dann nämlich, wenn der Körper auf die Insektenattacke und die damit eingeschleusten Keime mehr als heftig reagiert – etwa mit hohem Fieber, Bewusstseinsverlust, beschleunigtem Puls, rascher Atmung und Verwirrtheit. Ein klarer Fall für die Intensivstation, wenn die Diagnose Sepsis heißt.
Das überschießende Immunsystem zwingt zum raschen Handeln. Normalerweise hält dieses fein ausgeklügelte Bollwerk im Körper Krankheitserreger in Schach und bremst Infektionen schnell aus. Doch ob Harnwegsinfektion, krankmachende Pilze oder eine Lungenentzündung: Bei einer Sepsis gerät diese gesunde Reaktion komplett außer Kontrolle, wenn sich die Erreger über Lymphe und Blut im Körper ausbreiten. Die körpereigenen Abwehrzellen greifen neben den Erregern auch das Gewebe an. Stoffwechsel und Kreislauf geraten aus der Balance, lebenswichtige Organe funktionieren nicht mehr richtig. Lebensgefährlich!
Rechtzeitig handeln
Der Volksmund umschreibt das krankhafte Geschehen als „Blutvergiftung“. Denn die Erkrankung geht oft mit einer roten Linie unter der Haut einher, die sich von der Infektionsstelle Richtung Herz abzeichnet. Tatsächlich weist dieser Strich auf eine Entzündung der Lymphbahn hin. Sie kann zu einer Sepsis führen, muss es aber nicht. Um einen ärztlichen Notfall handelt es sich gleichwohl. Was den Organismus bei einer Sepsis zu seiner Kamikaze-Aktion treibt, ist noch nicht endgültig erforscht. Bekannt ist, dass Menschen mit einem schwachen Immunsystem eher gefährdet sind. Dazu zählen beispielsweise Säuglinge, hochbetagte Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Krebs oder geschwächtem Immunsystem. Rechtzeitig erkannt können Mediziner:innen auf der Intensivstation mit der Gabe von Antibiotika und kreislaufstabilisierenden Medikamenten dafür sorgen, dass der bedrohliche Krankheitszustand nicht weiter entgleist.
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Die rote Linie nicht überschreiten – das kann ich selbst tun!
Infektionen vorbeugen ist der beste Schutz. Daher gilt:
- 1. Achten Sie auf regelmäßiges Händewaschen sowie gute Toiletten- und Lebensmittelhygiene.
- 2. Versorgen Sie kleinere Wunden wie vorgeschrieben. Ihre Apotheke berät Sie gern dazu. Größere Verletzungen immer in der ärztlichen Praxis versorgen lassen.
- 3. Halten Sie sich an die offiziellen Impfempfehlungen. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
- 4. Vernachlässigen Sie auch bei vermeintlich harmlosen Infektionen wie einer Blasenentzündung nie die Therapieempfehlungen. Suchen Sie immer sofort die ärztliche Praxis auf, wenn es Ihnen ungewöhnlich schlecht geht.